Von Karla Schröder | Premiere 31.05.2024 DIE BÜHNE Dresden
Über ein junges Zuchtschwein, das seine eigene Mutter nicht kennt, selbst aber eine werden soll, und einen liebevollen Massentierhalter, der sich wie ein Vater benimmt, während er die Schlachtung plant.
Eine Tragikomödie mit chilligen CDs und Livemusik.
Dino, ein sympathischer Massentierhalter, freundet sich mit einem seiner Schweine an. Schweins Zukunft ist mathematisch genau durchgeplant und darauf ausgelegt, irgendwann eine produktive Muttersau zu werden: mit mindestens 2,2 Würfen pro Jahr à durchschnittlich 16 Ferkel und maximal 1,5 Totgeburten pro Wurf.
Blöd für Dino, dass dieses Schwein keine Muttersau werden will. Und noch blöder, dass niemand diesem Schwein überhaupt mal zuhört, was es denn eigentlich werden will. Zum Beispiel Sportlehrerin. Oder irgendwas mit B. Oder zumindest älter als 170 Tage?
Blöd für Dino, dass dieses Schwein keine Muttersau werden will. Und noch blöder, dass niemand diesem Schwein überhaupt mal zuhört, was es denn eigentlich werden will. Zum Beispiel Sportlehrerin. Oder irgendwas mit B. Oder zumindest älter als 170 Tage?
Regie und Text | Karla Schröder
Regieassistenz | Maike Prüter
Es spielen | Klara Bestehorn, Cora Boberlin, Lars Engeln, Jonas Marks, Andreas Matthus, Anna Quitzke, Helena Theodoridis
Musik | Lars Engeln, Tobias Hatzfeld
Bühne und Kostüm | Chiara Doniselli
Grafik und Animation | Anni Krausche, Karla Schröder
Choreografie | Valeria Leyh Bobke
Lichtdesign | Sina Winkelhausen
Schwein: Hey na? :)
Ferkel: *grunz*
Schwein: Hast du Bock zu quatschen oder so? Wir könnten auch 'ne CD hören!
Ferkel: 16 Uhr.
Schwein: Ja ich weiß, gleich ist Schrotzeit, aber ist ja noch ein bisschen hin. Hast du das gestern Nacht mitbekommen? Haben die von dir auch ein… „Foto“ gemacht?
Ferkel: 16 Uhr. Schrot.
Schwein: Also von mir haben die jedenfalls ein Foto gemacht, das macht man manchmal um sich zu erinnern und zu träumen meint Dino immer. Aber das war schon das erste Mal, dass jemand von mir ein „Foto“ gemacht hat.
Ferkel: *grunz*
Schwein: Ja ist auch nicht so wichtig. Magst du CD hören? Ich weiß sogar wie man die CD laut macht und alles, das ist gar nicht so schwer, da muss man nur so gegen drücken einmal und dann ist die laut. Aber ich fänds voll schön wenn du mit mir CD hörst, weil alleine CD hören ist nicht so witzig. Also meistens hör ich ja mit Dino CD, aber wir könnten ja auch mal CD hören.
Ferkel: CD laut. Schweine schreien. Schwänze ab.
Schwein: Ja das stimmt… aber wenn ich die CD jetzt laut mache dann nicht! Weil ich mach die ja nicht laut weil die Schweine schreien, sondern weil ich gerne mit dir CD hören will.
Ferkel: Gut.
Schwein: Gut?
Ferkel: Ja. Mach CD laut.
Schwein: Ja? Ja ok! Dann mach ich die CD laut! :)
»Ich bin gerade frisch verliebt. Du weißt, ich kann dann Nachts immer nicht schlafen, weil ich ständig auf Toilette muss.«
„Ich kam Sonntags - Ferkelwochenende - in den Stall und der Tierwirt kam auf mich zu und sah zum ersten mal besorgniserregend aus. Also, er war besorgt. 'Drückte mir nen Geburtenhandschuh in die Hand und sagte 'Dino, du musst Geburtenhilfe machen, da hat sich irgendwie ein Ferkel verkantet und ich komm da mit meinem Arm nicht rein.'
Ich wollte das nicht. Ich hab das Tier gesehen, diese Sau hatte Schamlippen die waren drei-Faust-dick prall mit Blut gefüllt. Das war schon blau, weil er da schon so oft reingelangt hatte in die Sau. Ich hab gezittert und dachte mir, wenn du das nicht machst Dino, dann muss er da mit seinem deutlich größeren Arm noch mal rein, also machst du das, in dem Sinne, für das Tier.
Und die Sau hat gestöhnt und sich gekrümmt vor Schmerz und ich musste da reinlangen. Ich kam nur bis hier rein und ich musste meinen Arm reinstemmen. Mit voller Kraft. Und irgendwann hab ich ein bisschen Schnauze gefühlt und mir gedacht 'da ist das Ferkel!' Aber es glitschte immer wieder weg und ich meinte zu ihm 'ich krieg das Ferkel nicht gegriffen' und ich bin rausgegangen mit dem Arm. Und er meinte 'Dino, wenn du das Ferkel nicht gegriffen kriegst, dann stirbt die Sau.' Und dann verwesen die von Innen, weil das Ferkel ja verwest. Die vergiften sich. Und dann dachte ich: 'ok, ich geh jetzt noch mal rein', und dann bin ich wieder rein, und ich hab irgendwann den Kopf gefühlt, aber ich bin immer wieder abgeglitscht. Und dann meinte er zu mir, das Ferkel wird zu hoher Wahrscheinlichkeit tot sein und ich soll mit den Fingern in die Augenhöhle greifen. Und das Tier da rausziehen.
Ich hab das Ferkel rausgeholt. Es war tot.“ *
„Wüsste nicht, was dich das interessiert. Bist ja eh kaum noch hier. Gestern hat Steffen den Schrot nachgefüllt und ich hasse wie Steffen den Schrot nachfüllt. Wirklich, wie kann man nur so herzlos Schrot nachfüllen. So richtig grob. Alles lief über, das sah richtig doof aus. Aber hast du ja nicht gesehen. Weil du ja gar nicht mehr hier bist.“
„Logbucheintrag: 74. Missionszeit: 55:36:20. Beep beep beep beep - Achtung Achtung: Ein Schwein bewegt sich Richtung Jupiter.“
„Mama, hast du mitbekommen dass ich jetzt mit dem B nicht mehr so viele Probleme habe? Bümchen, Baggersee, Bauch! Bümchen, Baggersee, Bauch! Ich kann mich wieder erinnern! Ist das nicht super? Ach, ich weiß noch, als wir gemeinsam am Baggersee waren. Glaube ich zumindest. Da ist so ein Erinnerungs-Echo in meinem Kopf. Wir waren am See aber der See war ganz trocken. Da waren zwei Schwäne und ein Mann und der hat mit denen geredet. Aber die haben den irgendwie nicht verstanden.“
Stückfotos von Maximilian Helm
Stücktrailer von Annemarie Schmidt
* frei nach Samara Eckardt in "Nach diesem Video wirst DU dich schämen ein Mensch zu sein" von Robert Marc Lehmann, https://www.youtube.com/watch?v=L4XFCuFbiOY (00:22:55 - 00:25:05)